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Sonntag, 21. Februar 2016

Wir sehen eine Wiese voll saftigen Grün, wir sehen einen Baum der sich der Sonne entgegenstreckt, sein wollendes Blattwerk wiegt sich im Winde und wir sehen einen roten reifen Apfel der mit seinem Stiel noch am Baum hängt.
Wir beobachten die Szenerie, eine Gestalt – ein Lebewesen mit vier langen Extremitäten erscheint am Horizont des Wiesenhügels. Dieses Lebewesen beobachtet mit offenen Augen aufmerksam die Natur, bedächtig läuft es dem Baum entgegen immer mit Blick um sie herum, immer mit den Ohren auf die Umgebung achtend, fühlend, riechend – konzentriert nähert es sich dem Baum und hat den Apfel bereits fokussiert, es streckt sich nach oben und greift nach dem Apfel.

Eine zweite Gestalt betritt die Szenerie und sagt Eigentum.
Die erste Gestalt beißt unbedacht in den Apfel.

Die zweite Gestalt : "ich sagte doch Eigentum, ich sagte es doch bereits warum hörst du nicht auf mich ?"
die erste Gestalt : "was meinst du damit ? Ich hörte deinen Laut bereits, meine Ohren funktionieren. Doch dieses Wort – Eiigenntumm – es war für mich wie ein Zwitschern eines Vogels, wie ein rauschen eines Baches, ich kenne die Bedeutung nicht.
Es klang so sanft ich dachte du wolltest mir nur den Geschmack beschreiben den ich diesem Fruchtfleisch im Mund auf meiner Zunge verdanke"
Die zweite Gestalt :
"das ist Eigentum was du in den Händen hältst"
Die erste Gestalt schaut auf das was sie in den Händen hält :
"ach, das was ich hier in den Händen halten kann – dieser feste Klumpen aus Schale, Fruchtfleisch und Kernen ist also ein Eigentum. Für mich ist er einfach der Geschmack auf der Zunge, die Schale die ich spüre und sehen kann - warum sollte ich ihn eingrenzen und bestimmen wollen, er ist immer anderst – verschieden, es gibt nicht den einen Eigentum – dieses was ich in den Händen halte ist das was ich sehe, ich kann es dir gerne umschreiben wenn du es wissen willst, oder warum nimmst du nicht einfach auch einen bissen davon, dann weißt du wie es schmeckt und brauchst nicht weiter zu mutmaßen"
Die zweite Gestalt :
"Das ist ein Apfel und der ist Eigentum, das ist das einzige was du wissen sollst"
Die erste Gestalt :
"Eigentum ist also eine Eigenschaft ? Aber warum willst du mir das sagen, schadet sie mir ? Sind es die braunen Flecken auf dem Apfel, oder der bittere Geschmack – sind es die Bauchschmerzen die ich dann verspüre oder soll ich mich nicht verletzten wenn ich ihn herunterschlucke ?"
Die zweite Gestalt :
"Eigentum kannst du nicht fühlen, riechen, schmecken, hören oder sehen – es ist wie Gott, es muss einfach da sein."
Die erste Gestalt :
"ist das etwas das kommen wird das ich jetzt noch nicht spüren kann - ein Gewitter, ein Wintereinbruch ? Dann sollten wir einen Unterschlupf suchen oder weiter gen Süden wandern. Und wer ist dieser Gott – eine weitere Gestalt, wie du, dann sollten wir ihn suchen, sonst wird er noch ganz alleine zurückgelassen - gemeinsam können wir einfach besser überleben".
Die zweite Gestalt :
"Eigentum ist das es meins ist"
Die erste Gestalt :
"deins, wie deine Finger, deine Augen, deine Haare – tut es dir weh wenn ich in diesen Apfel beiße ?, es sah nicht danach aus als ich darin biss deshalb hatte ich keine bedenken"
Die zweite Gestalt schlagt den Apfel aus der Hand der ersten Gestalt und sagt mit lauter bestimmender Stimme Eigentum.
Die erste Gestalt :
"Eigentum ist, ist das du mich schlagen willst wenn ich in den Apfel esse, aber warum – weil du Hunger hast, weil ich dir damit schade – aber wie, ich habe dich doch noch nicht einmal berührt ?!"
Die zweite Gestalt :
"Du hast mich doch dazu gezwungen, du missachtest das Eigentum."
Die erste Gestalt :
"Was missachte ich den, die Eigenschaft – die Wirkung die dieser Apfel angeblich auf mich haben soll ?, ich spüre davon nichts – nur deinen Schlag den du mir antast, dein Unverständnis für meinen Hunger, deine Verweigerung meiner Sinne, meines Körpers, meines Verstandes, ich versteh es nicht sonst könnte ich es doch nicht machen wollen, ich weiß nicht was ich dir so schmerzhaftes antue deshalb frage ich ja".
Die zweite Gestalt :
"Du musst das Eigentum achten und respektieren lernen,
Mein schlag kam weil du im Unrecht warst, du nahmst mir diesen Apfel - sei es nun absittlich oder nicht – und willst mir mein Recht auf diesen Apfel, mein Eigentum mir absprechen und mir damit schaden. doch ich kann dir gegenüber Verständnis aufbringen.
dir fehlt die Kultur, die Zivilisation, das Wissen um die Bedeutung von Eigentum. Du bist ein Wilder, ein ungebildeter – ich werde mich in Gnade üben und es dir erlauben diesen Apfel zu ende zu essen, doch ein weiteres mal wird ich solch eine böswillige Tat nicht mehr dulden können"
Die erste Gestalt :
"Ich nahm dir diesen Apfel nie weg, ich habe nie einen Anspruch darauf erhoben, ich pflügte ihn vom Baum weil ich Hunger hatte. Ich nahm ihn nicht in die Hand um dir jeglichen Zugang dazu zu verwehren. Du bist einzig und allein dein Körper - wie soll ich dir schaden können wenn ich diesen Apfel nehme ?
Bedeutet diese Kultur, dieses Wissen das du Sachen spüren kannst die ich nicht spüren kann ?.
Doch warum machst du mir dies zum Vorwurf ?"
Die zweite Gestalt :
"Ich mache es dir nicht zum Vorwurf das du das Eigentum nicht verstehst, das du nicht lesen konntest was ich auf die Schilder vor dem Tore schrieb, das du die Mauer um diese Wiese nicht als Warnung verstandst sondern naiv überwandst – Du hast einen guten Willen, du kanntest die Konsequenzen nicht als du diesen Apfel einfach nahmst, du wolltest mir nicht damit schaden aber du musst jetzt einfach mein Eigentum, meinen Willen respektieren sonst werde ich verhungern müssen"
Die erste Gestalt :
"deinen Willen zu respektieren ist das du mich dazu zwingen willst diesen Apfel als deinen anzusehen – das du es für notwendig sehen könntest MICH einfach verhungern zu lassen.
Ich will dich nicht verhungern lassen, wie soll ich das den tun, ich bin nicht die Hand die dir Gewalt androht weil du nicht meinen Willen gehorchen willst der angeblich nur deiner sein kann, ich kann deinen Willen nicht bestimmen nur aufzeigen welche Konsequenzen dein Handeln hat.
Ich setze das Eigentum - diesen Willen - nicht voraus um dir helfen zu wollen, deshalb tue ich das nicht aus guter Überzeugung, sondern weil ich es sehen, fühlen, spüren kann"
Die zweite Gestalt :
"Du kannst doch nicht freiwillig so leben wollen, so selbstlos, so anspruchslos, so vollkommen eigentumslos – so arm. Doch ich bin es der dich dazu zwingt deshalb arm zu sein, der dem Apfel eine Wirkung auf dich unterstellt die du niemals spüren kannst.
ich unterstelle dem Menschen mir den Apfel wegnehmen zu können, einen willen zu haben einen Anspruch auf diesen Apfel zu erheben und ihn mir damit zu stehlen – dabei bin ich es der zuerst Anspruch erhob und ich bin es der in deiner Tat einen Bösen Willen zugrunde legen möchte um meinen Anspruch – meinen Willen zu rechtfertigen – als angebracht, als gut mir selbst zu begründen und jegliche Gewalt die ich gegen dich anwende als Notwendig mir begründe weil du meinen Willen – mein Eigentum nicht als Wirkung auf dich akzeptierst.
Für mich ist mein Wille gut – mein Wille als Macht – weil er mir den Apfel als mein Eigentum sichert, mir den Zugang dazu gewährt. Dabei frage ich nicht ob ihn überhaupt jemand beanspruchen will, ob jemand ihn mir aus der Hand schlagen will – ob ihn überhaupt jemand als seinen verteidigen will.
Die erste Gestalt :
"ich bin nicht weniger du als du es jemals sein könntest, du bist einzig und allein dein Körper mit all seinen Sinnen.
Egal welche Worte du dir ausdenken wirst, egal wie sehr du sie doch mit Bedeutung fühlen willst, egal welche Zahlen du auf Papier kritzeln wirst, egal welch imposante Bauten du errichten wirst um mir Furcht und Respeckt einflössen zu wollen, sie werden nur das bleiben was sie sind für mich ein Zwitschern eines Vogels, ein Rauschen eines Baches.
Nur den Willen den du gegen mich erheben willst - deine Macht, dein Recht – deine Vorstellung von Gut und Böse, deine Moral, deine Ethik - wird das sein das ich spüren kann, das sein worüber du mich beherrschen wirst in der Annahme ich würde dir meinen "Eigentums Willen" aufzwingen wollen.
Ich werde vielleicht auch bald einen Baum sähen und pflegen, eines Tages wird ein Apfel wachsen und der den ihn sieht, der den ihn essen will - isst ihn und es wird mir egal sein, weil ich ihn als Menschen ansehen werde wie er mich.
Du warst schon immer frei, wie ich auch, und du wirst es auch immer bleiben nur in deiner Auffasung man könne diese Freiheit nur über das Eigentum definieren, eingrenzen, ermöglichen und du müsstest sie dir erkämpfen – einfordern, rechtfertigen nahmst du dir die Freiheit selbst und auch die Möglichkeit einen freien Willen zu haben."

Eine fiktives Gespräch zwischen einem "Jäger und Sammler" Mensch und einem sesshaft gewordenen Bauer der sich als Eigentümer begreifen will im Jahre 20.000 vor Christus.
Doch zuletzt bleibt es bei euch, liebe Leser, ob ihr Eigentümer sein wollt oder doch lieber Frei ?